Wappen von Aardarsfjord
Kunde aus Aardarsfjord - dem Land der Apfelwichte und Wetterhexen




Das Wesen der Leute

Die Aardarsfjorder Kultur ist vorwiegend von Kriegertum und bäuerlicher Wirtschaft geprägt. Die Leute im Lande haben jedoch in den Regionen unterschiedliche Lebensweisen und Eigenarten entwickelt. Trotz der regional ausgeprägten Unterschiede ist jedoch erkennbar, dass nahezu bei allen Aardarsfjordern markante Wesenszüge und Vorstellungen irgendwie gemein sind:

Das raue Jahr und die Sippenbande: Aardarsfjord ist ein Land von wilder Schönheit. In den Gesichtern der Bewohner kann man eine Erdigkeit und eigentümliche Echtheit erkennen. Alles braucht seine Zeit und so sind es die Menschen des Nordens gewöhnt. Neuigkeiten brauchen einige Monate, das eine oder andere Mal Jahre, um in die entlegensten Regionen zu gelangen. Der Tag wird von Sonne und Mond, die Natur vom achtspeichigen Jahresrad bestimmt. Das Leben ist in den kalten Jahreszeiten unter normalen Umständen rau. Dem herben Klima und Boden muss in den warmen Monaten genug Nahrung abgerungen werden, damit die Sippe über den langen Winter kommt. Das Wetter kann unerbittlich sein und Reisen unmöglich machen. Unter diesen Umständen muss jede Sippe selbstständig sein, und familiäre Bande sind eine Garantie in Notzeiten. So bilden die Sippen normalerweise enge und helfende Gemeinschaften. Umsichtige Sippen pflegen darüber hinaus gewachsene Freundschaften zu anderen Sippen, getreu dem Gedanken: Größere Gruppen von Menschen, die loyal zueinander stehen, sind weniger angreifbar. Deshalb besitzt in Aardarsfjord die Gastfreundschaft einen hohen Stellenwert.

Zeit des Krieges: Jedoch kommt es natürlich auch zwischen manchen Sippen zu Streitereien und sogar zu blutigen Fehden. In der Kultur ist ein ausgeprägtes kriegerisches Element existent, waren doch im Lande zu allen Zeiten Gefahren von außen zugegen und innere Auseinandersetzungen üblich. Die Wehrhaftigkeit durchzieht alle Schichten und in der Regel wird man nur wenigen Aardarsfjordern ohne taugliches Kriegswerkzeug begegnen - sogar in Kinderhänden sieht man häufig kurze Waffen. Im Krieg spiegelt sich das Wesen der zyklischen Natur wider (Wachstum und Verfall). So wie der Winter immer wieder Einzug halten wird, so werden auch Kriege kommen. Im Aardarsfjorder Verständnis sollten Kriege zwar nach Möglichkeit vermieden werden, aber irgendwann ist die Zeit des Krieges unausweichlich. Im Lande sind daher die Kriegerbünde wichtige und festverwurzelte Gemeinschaften.

Aberglauben und Geisterwelt: In Aardarsfjord ist die mythische Alte Welt noch tiefverwurzelt und der nordische Glanz der Feen(geister) liegt wie ein sanfter, aber immer währender Nebelschleier über dem verwunschenen Land. Die geisterhafte Natur wird verehrt und gefürchtet zugleich. Das Verständnis herrscht allenthalben vor, dass die Natur in eine magische Beziehung zum Menschen tritt, und zwar als lockende, bezaubernde, aber auch als gefährliche und sogar tötende Macht. Das Wissen um die Ahnen-, Natur- und Feengeister und das damit verbundene althergebrachte Brauchtum, sowie die Erzählungen aus der alten Sagenwelt der Hjartarhorn sind im Volke fest verwachsen. Man glaubt, dass überall, in Stein und Holz, in Wind, Wasser oder gar Hausecke, Geister verschiedenster Art hausen können. Der gesamte Alltag ist durchdrungen von wunderlichen Dingen. Die Sagengestalten und Geister scheinen überall spürbar und gegenwärtig zu sein. So hält der Aardarsfjorder eisern und liebend an den alten rituellen Traditionen und Gebräuchen fest und neigt zu einer abergläubischen Verschrobenheit. Man ist stets bestrebt, gütlich mit der Geisterwelt auszukommen. Insbesondere die eng mit der Natur verwobenen Geister gilt es mit Vorsicht und Respekt zu behandeln, denn der Wohlstand der Sippe kann in der Tat auch von ihrem Wohlwollen abhängen. Dem Fremden mag das alles so erscheinen, als glaube der Aardarsfjorder an allerlei wundersame Spukgeschichten.

Die Ahnengeister: Der Ahnengeisterglauben ist so tief im Aardarsfjorder Denken verankert, dass er tatsächlich das Leben und den Alltag stark beeinflusst. Obwohl der Glauben kaum religiöse Züge aufweist - es gibt keine Priester oder dergleichen -, werden die Großen Ahnengeister (der Geisterkönig Aardar, Aine, Hörl und Gemne) durchaus als große, heldenhafte Schwestern und Brüder verehrt, aber keineswegs als Götter. Mit den verwandten Vorfahren hingegen fühlt sich der Aardarsfjorder recht weltlich verbunden. Die Ahnengeister kommen gelegentlich in die Erdenwelt, um nach dem Rechten zu schauen - jedenfalls glauben die Leute das so. Die Verwandten lieben es heimlich zu lauschen, während die Menschen am Feuer sitzend von großen Taten erzählen. Sie schauen dem Treiben der Menschen und Sippen zu und beeinflussen von Zeit zu Zeit das Geschehen. Die Ahnen können gütig, gutgelaunt aber auch übellaunig und erzürnt sein. So versucht man sich mit den Verwandten aus der Anderen Welt gutzustellen - jede Sippe weiß ja, was der Uropa mochte und was nicht. Jedoch kommt es immer wieder vor, dass so mancher mürrischer Ahnengeist sich nie besänftigen lässt (Dinge verschwinden, Unglücke alle Art geschehen). So holt man den Rat eines Sehers ein und schützt sich so gut es eben geht gegen den griesgrämigen Unhold. Der Aardarsfjorder hält für gewöhnlich starr am überlieferten Brauchtum fest. Zu sehr befürchtet er, dass eine Abkehr von dessen, was die Ahnen schon für gutbefunden hatten, Verstimmtheiten auslösen könnte.

Der große Fjord und der Aardenkönig: überall im Lande werden rituelle Feste zu Ehren der Geister gefeiert. Der wichtigste Brauch sind die Alten Rituale, die der Aardenkönig einhalten muss, um für gute Ernten zu sorgen. Nur der Aardenkönig - der jetzige heißt Berchtung Krauselbart - kann die Feen und Ahnengeister zufriedenstellen. So wird der Aardarsfjorder König verklärend verehrt, obwohl oder gerade weil er über verhältnismäßig wenig politische Macht verfügt. Er ist weniger ein König der die Geschicke im Lande lenkt, sondern die geheimnisvolle, okkulte übergestalt. ähnlich dem großen Fjord, haben die meisten Aardarsfjorder den König nie mit eigenen Augen gesehen. Fjord und König sind für die Leute väterliche Sagengestalten - so fern und doch immer nah. Im Aardarsfjorder Denken ist eine lebenswerte Heimat ohne den Aardenkönig und den großen Fjord nicht vorstellbar.

Der Gute Ruf: Gemeinhin strebt der Aardarsfjorder nach ruhmvollen und ahnengefälligen Taten. Er möchte es zu etwas bringen und sich einen Guten Ruf erwerben. Damit will er seine Stellung stärken, da er - im Aardarsfjorder Denken - nach seinem Ableben mit den Ahnengeistern über sein weiteres Schicksal verhandeln wird. Die Auffassungen, was einen Guten Ruf ausmacht, variieren von Region zu Region, durchaus aber auch von Sippe zu Sippe. Eine Züchter- und Hirtensippe wird andere Vorstellungen darüber haben, was genau erinnerungswürdige Taten sind, als eine Handwerker-, Händler- oder gar Gaunersippe. Ein guter Ruf erfordert also nicht unbedingt, ein guter Mensch sein zu müssen. Aber allen Sippen ist gemein, dass ein Guter Ruf dann erreicht ist, wenn ein Toter nicht in Vergessenheit gerät. Geschichten und hinterlassende Dinge sind also geeignet einen Guten Ruf zu erhalten. üblicherweise werden für Verstorbene Gedenkschriften auf Tafeln oder Steinen mit magisch wirkenden Runen verfasst. Das nachfolgende typische Beispiel dokumentiert recht anschaulich, wie rührig einfache Aardarsfjorder Poesie klingen kann: Grani machte seiner Sippe einen schönen Tisch.

Zauberei und Götterei: Aufgrund der abergläubischen Vorstellungen trauen die meisten Menschen fremden Zauberern nicht so recht über den Weg. Zauberkräfte werden zwar geachtet, gar verehrt, aber ebenso wie viele üble Geister gefürchtet werden, so fürchtet man auch Unheil durch die Magie. Kommen Krankheiten ins Dorf oder fällt die Ernte schlecht aus, dann kann es schon mal vorkommen, dass ein ortsfremder Hexer ins Moor getrieben wird.
Für gemeinhin mögen die Aardarsfjorder den Glauben an Götter nicht, will man doch die Geisterwelt mit so einem Unfug nicht verstören. Die alten Sagen, die vom Göttermenschenkrieg künden, lehren den Aardarsfjordern, dass Götterei meist wider zur Geisterwelt steht. Ohne Fürsprecher sollten sich daher Götteranbeter nicht ins Land wagen, sonst könnten sie ähnliche Schicksale teilen, wie so mancher thalhafter Hexer.

Fortschritt und die Schrift: Durch Schaffenskraft und Handel entwickelte sich mancherorts eine durchaus wohlhabende Lebensweise, die sich einen bodenständigen Stil erhalten hat. Durch den Handel über das Drachenmeer schleicht sich ab und an Fortschrittliches in das traditions-verwachsene Land. Das Schrifttum aber, so wie es in den Mittellanden weitgehend gebräuchlich ist, ist in Aardarsfjord kaum verbreitet. Die fremde Schrift wird im Volke aufgrund von alten, abergläubischen Vorstellungen meistens als unheimlich und sogar gefährlich empfunden. So sollen beispielsweise beim Lesen der Schrift geisterhafte Stimmen im Kopf sprechen und es sei durchaus fraglich, ob man die Schrift beherrscht oder womöglich es andersherum ist. Die Wissenden hingegen nutzen ab und an durchaus die mittelländische Schreibkunst - das tote Wissen -, doch schätzen sie das lebendige, gesprochene Wissen als wahrhaftiger ein.

Das Hörensagen und die Vorurteile: In Aardarsfjord ist die Erzählerkultur dermaßen dominierend, sodass sich der Aardarsfjorder auch heute noch die Bildung vorwiegend durch Sagen und Legenden verschafft. Vieles dabei mag auf den Fremden regelrecht einfältig wirken. Da das Hörensagen häufig die Quelle des Wissens ist, neigt der Aardarsfjorder leicht zu Vorteilen und einem einfachen Weltbild, schließlich erzählten es der Opa und dessen Vater auch schon so. Was der Aardarsfjorder erst einmal verinnerlicht hat, gibt er ungern einfach mal so auf. Neuem steht er daher auch eher skeptisch, häufig auch völlig ablehnend gegenüber.

Im Bann der Wetterhexen: Die niederträchtigen Hroki - alte Feinde aus ferner Vergangenheit - verfolgten schon immer boshafte Ziele und seit einigen Jahren verbreiten sie wieder vermehrt ihren geisterhaften Schrecken. Die Hroki, im Volke üblicherweise als Wetterhexen bezeichnet, flüstern üble Flüche über das Land: Man hört in manchen Regionen immer häufiger, dass hier und da Menschen wie von Geisterhand spurlos verschwinden, andere fallen in einen tiefen und nicht endenden Schlaf, der berüchtigten Hexenbangnis, auch Immerschlaf genannt. Dort wo die Wetterhexen heimlich wirken, scheint die Menschen zudem ein schleichendes Vergessen zu ereilen; Erinnerungen gehen nach und nach verloren und die Betroffenen bemerken es selbst kaum.
überall fürchten sich die Leute davor, dass der Schatten der Verderberinnen von Frucht und Menschen nun das ganze Land ereilen wird. Abseits der großen Wallsiedlungen der Altronde, in den dünner besiedelten Regionen des Raulandes, herrschen oft Beklommenheit und Angst vor, insbesondere in den eisigen Winternächten, in denen Wölfe, Gesindel und fratzenhafte Spukgestalten umherschleichen, um anscheinend für die Wetterhexen Opfer zu erhaschen. Hin und wieder soll es sogar vorkommen, dass ganze Dörfer heimgesucht werden. Die Aardarsfjorder Winter sind wahrlich Zeiten für düstere Schauergeschichten.

Der Zwiespalt - Vorsicht und Geselligkeit: Das Thalhafte (Boshafte, Arglistige) weiß sich häufig gut zu verbergen. So ist es nicht verwunderlich, dass Unglücke aller Art und im Grunde alles im Lichte übler Geschehnisse, stets den Wetterhexen und ihren Vertrauten angekreidet werden. überall wuchern wilde Gerüchte und Verschwörungsbehauptungen; nicht selten des Guten zu viel. Auch hat der Aardarsfjorder des öfteren leidlich erfahren müssen, dass sich das übel die Freundschaft durch Lug und Trug und ein freundliches Gesicht erschlichen hatte. Daher neigt der Aardarsfjorder zu einem Zwiespalt gegenüber Fremden: Er möchte gern gesellig und unbefangen sein, aber um seine Vorsicht letztendlich überwinden zu können braucht er schon recht lange.


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