Wappen von Aardarsfjord
Kunde aus Aardarsfjord - dem Land der Apfelwichte und Wetterhexen




"Farla schau auf mich!" - über ein junges Kämpferherz

Unter den Zinnen des Aarenfels flackern farbenfrohe, reichverzierte Sippenbanner in den sommerlich sanften Winden, die immer wieder von Neuem angenehme Kühle versprechen. über den Dächern der verwitterten Felsenstadt erschallen Hörner und Trommeln, um den Beginn der Wettkämpfe anzukündigen. Unter den Augen des Aardenkönigs Berchtung Krauselbart wollen tapfere Krieger miteinander Geschick, Kraft und Mut messen. Die meisten Streiter stammen aus der Altronde, dem Kernland des Königreiches, jedoch haben sich auch viele Mutige aus dem weiten Rauland eingefunden.

Die Hammerswaller Schmiede erzielen für ihre gerühmten Eisenwerke hohen Lohn. Kämpen und Maiden eilen flink umher, um dem Rüstzeug der Lohenschilde den letzten Schliff zu verleihen. Aufsehenerregende Gauklerei und wohl duftende Leckereien erfreuen die Menge. Die Kampfspiele werden von allerlei vergnüglichen Wettstreiten begleitet. So werden unweit des großen Kampfplatzes die siegreichen Hünen beim Ringen bewundert. Durch das Klackern von Wurfhölzern hört man, dass sich hier und da die Leute am beliebten Hendaspiel erfreuen. Auf dem großen Festplatz verpasst der letzte Wettbewerber im Bogenschießen, ein Aarenfelser, nur knapp mit seinem Pfeil den aufgespießten Räuberkopf und verliert dadurch gegen seinen breitgrinsenden Kontrahenten aus Flechterszwang, der nun den Kuss der schönen Maid ergattert. Dem Sieger wird ein Brandpfeil überreicht.

Die freudige Stimmung in der Menge wird plötzlich durchbrochen. Empörtes Gebrüll und Schmährufe greifen zunehmend um sich. Zwölf, als Moorwichte und Wetterhexen verkleidete, Narren ziehen flink in die Mitte des Platzes einen schweren Wagen, auf dem eine mächtige, zwei Mann hohe und düster gekleidete Puppengestalt verankert ist. Jeder sieht, dass hier dem verhassten Geirrod aus der Rothenaarer Schlangensippe eine finstere Verkörperung gegeben wurde, fehlen der Gestalt doch beide Hände. Seit einiger Zeit haben sich überall im Lande aufs Neue die alten Schreckensgeschichten vom einstigen großen Fehdekrieg verbreitet; schleichend und nicht greifbar wie die alten Nebel im Lande. Dieser Tage lastet überdies der Wetterhexenfluch des Immerschlafes, die Hexenbangnis, schwer auf des Volkes Gemüt. Aber am heutigen Tage wirkt es so, als stelle sich der Alte Feind dem Aardarsfjorder Pöbel und so wird das dunkle Abbild mit unzähligem, faulem Obst, Gemüse und auch Steinen bedacht.

Gebannt verfolgen die Zuschauer, wie der Schütze den Brandpfeil auf die Sehne legt und den Bogen spannt. Der Pfeil schneidet pfeifend durch die Luft und hinterlässt auf seinem Weg eine rauchige Spur. Eine Unaufmerksamkeit, vielleicht verursacht durch zuviel schmackhaftes Bier, hat den Schützen sein Ziel knapp verfehlen lassen. Der Brandpfeil schlägt in eine unbedeutende Bretterwand ein. Und als wäre das nicht genug, setzt plötzlich ein heftiger Regenschauer ein, als wolle der alte Feind die Leute dreist verhöhnen. Ein verärgertes Raunen zieht mittendurch die Reihen und das Werfen von Steinen nimmt prompt wieder zu und manches faule Obst findet nun auch den unglücklichen Sieger. Sein Ruhm ist wahrlich allzu schnell vergangen.

Unbemerkt rennt, andauernd ausrutschend, ein junges Mädchen mit frechen Zöpfen und in erdiger Kleidung über den schlammigen Festplatz, schnappt sich den Brandpfeil und steckt das Feindesgewand mit dem beherzten Ausruf "Farla, schau auf mich" in Brand. Die Menge feiert das Mädchen mit tosendem Jubel. Erst jetzt bemerkt das Mädchen, dass es bei seinem tapferen Lauf von mindestens einem Stein blutig am Kopf getroffen wurde. Unsicher ob es nun weinen oder lachen soll, entschließt es sich zu beidem und reckt dabei trotzig beide Fäuste in die Höhe ...

 

zurück nach oben