Wappen von Aardarsfjord
Kunde aus Aardarsfjord - dem Land der Apfelwichte und Wetterhexen




Der Königskult - die alten Rituale

Aardars Sippe - die Adlersippe: In den Sagen waren die Könige früher machtvolle Kriegerhelden, die ruhmvolle Taten vollbrachten. Droben in der Keilerfeste zu Aarenfels residieren seit eh und je die Aardenkönige. Alte überlieferte Gebote, über welche die weisen Eredilen wachen, binden den König. Unzählige ornamentierte Waffen, erdig gealterte Wandteppiche und zauberhaft wirkende Schnitzereien in der prächtigen Aardenhalle zeigen in bildhaften Darstellungen, wie ein Aarde walten soll.
Die alte Königsfamilie wird die Adlersippe oder auch Aardars Sippe genannt. Unzählige Legenden ranken sich um die Königsippe. So zum Beispiel die Sage von Hörl, der Farla Silberstimme den Blutstein eingepflanzt haben soll. Niemand weiß es wirklich so richtig, aber es heißt im Volke, dass jedem Aardenkönig eine Fee der Drauguri zur Braut versprochen sei; ein Bündnis aus ferner Zeit. Unter anderem deswegen sehe man an der Seite der Könige nie eine Frau, heißt es. Dass etwas an der Geschichte dran sein könnte, zeigt womöglich die Tatsache, dass die Könige bis heute keine direkten Kinder bekommen können. Aus den Nebenzweigen der alten Adlersippe musste daher stets nach dem Tode eines Königs ein Erbe gefunden werden. Die Seher suchen dann nach dem Blutstein Hörls und angeblich bringen ihn die Feengeister in den Leib des zukünftigen Königs.

Der Königskult: Der Fremde mag sich darüber wundern, dass das Königtum in Aardarsfjord wenig mit den Königsbildern der Mittellande gemein hat. Der Aardenkönig verfügt nur über eine sehr eingeschränkte Macht. Das weite Land ist kein hochmittelalterliches Königreich mittelländischer Prägung. Es gibt keine ausgedehnten und dichten Verwaltungsstrukturen auf die der König zurückgreifen könnte. Er übt seinen direkten Einfluss eigentlich nur auf sein eigenes Stammland aus, so wie alle Altronder Sippen des Alten Bluts. Sein übriges politisches Wirken ist nicht durch eine wirtschaftliche und militärische überlegenheit begründet - diese hat er nicht -, sondern durch eine traditionelle, okkulte Verehrung im Volke. Auch wenn kaum jemand den König mit eigenen Augen gesehen hat, für den Aardarsfjorder ist er eine väterliche übergestalt. Ein lebenswertes Aardarsfjord gibt es ohne ihn nicht. Es gilt also den König zu beschützen. Die immense Bedeutung des Königs begründet sich insbesondere durch zwei mystisch verklärte Volksvorstellungen, die ihm ein übermenschliches Antlitz verleihen.

Aardars Erbe und die Silberpfade nach Rijkland: Die Blutlinie der Könige (die Aarden) führt angeblich zurück zum großen Vorfahren Aardar, dem Rijkländer Geisterkönig. Deshalb wird die Königsfamilie auch als Aardars Sippe bezeichnet. Nur dort, wo das alte Blut der Könige wandelt, können die übernatürlichen Pfade ins andersweltliche Rijkland, die Urheimat der Aardarsfjorder, gehalten werden. über diese Silberpfade reisen die Toten ins jenseitige Rijkland. Gibt es keinen König in der Erdenwelt - keinen lebenden Erben Aardars -, dann würden die Silberpfade in die Andere Welt langsam verblassen. Die Toten könnten dann Rijkland nur noch beschwerlich finden - wenn überhaupt. Manch alte Geschichte, die immer mal wieder auftaucht, will wissen, dass angeblich nicht immer der Aardarsfjorder König aus der alten Königssippe stammte. Sogar soll es Zeiten gegeben haben, in denen viele Jahre kein König herrschen konnte, weil sich die Sippen untereinander bekämpften. Nun, wer immer solche schimpflichen, wieselartigen Geschichten erzählt, der sollte sich nicht beschweren, wenn er sich eine blutige Nase holt. Der König ist der Nachkomme Aardars und nur so kann es im Aardarsfjorder Denken richtig sein.

Die Alten Rituale: Der Aardenkönig ist ein nicht wegzudenkender Pfeiler eines abergläubischen Brauchtums. In Volkes Vorstellung stehen die Aardenkönige in enger und übersinnlicher Verbindung mit den Ahnen-, Feen- und Naturgeistern der Anderen Welt. Sehr bedeutsam ist in dieser Hinsicht die Legende von König Aardorich der Rothenzwinger und dessen Tanz mit den Feengeistern. In dieser Sage luden die Feengeister des Landes den König, nach dessen Sieg über die götteranbetenden Rotschöpfe, zu einem grotesken Fest ein und erklärten ihm und seinem Volk weitgehend die Freundschaft. Sie forderten aber auch die Ehrerbietung ein. Bei hohen Festtagen erfüllt seitdem der König wichtige zeremonielle Aufgaben - die Alten Rituale -, die nur er ausführen darf und muss. Kann der König die althergebrachten Riten nicht erfüllen - beispielsweise die Darbietung von Erntegaben an die Geister des Landes -, so wird das sicher ein Unglück zur Folge haben. So könnten etwa die Naturgeister oder der Ahnenzorn trotzig Missernten verursachen oder die weiße Fee des eisigen Silberschweifs wird einen harten und zu langen Winter bringen. Erfüllt der König die Alten Rituale, so kann das Volk auf günstige Jahreszeiten und gute Ernte hoffen.

Der Landesfrieden: Eine deutlich irdischere Vorstellung, als die beiden obigen, besagt, dass sich durch das Dasein des Königs ein Aardarsfjorder Zusammengehörigkeitsgefühl im Lande festigt. Ein heute meistens versöhntes und nicht zerstrittenes Aardarsfjord gibt es, weil es einen König gibt. Der König eint das Land. Zu Zeiten der blutigen Fehdekriege verstanden sich zwar die Sippen als zu einem Volk gehörig, aber ein friedlicheres Aardarsfjord konnte sich erst mühsam entwickeln. Dem König kam es in der Folge immer mehr zu, Streitigkeiten zwischen den Adelssippen beizulegen. So hält das Aardentum das Königreich emotional zusammen, während die zwei großen Landes-Sitjas (Versammlungen) - der Große Haust und das Vortimi - Aardarsfjord politisch zusammenhalten.

König Berchtung Krauselbart, der Greisenkönig: In der felsigen Keilerfeste oberhalb des Aarenfels regiert dieser Tage der ergraute Berchtung das Land und wird innig geliebt im Volke wie ein Vater. Bui, der unwesentlich jüngere Bruder des Aarden, ist sein engster Vertrauter. Der alte Aardenkönig residiert nur noch ungern außerhalb seiner Felsenburg. Nur zu wichtigen Gerichtstagen am Alten Siebenwall und zu hohen Festtagen und Versammlungen verlässt er gestützt von seinem Bruder die Feste. Zu schwer scheint dieser Tage der Fluch der Wetterhexen zu wiegen, der über das Land gekommen ist. Während des Nächtens sanfte Winde die Feste streifen, tragen sie des Aarden und dessen Bruder lieblich schwermütige Gesänge über die Dächer der Felsenstadt, und fast scheint es so, als wenn auf Erden der Wilden Rose Silberstimme wieder erklingen will. Jeder König vor Krauselbart scheint von einer eigenartigen und wirklichkeitsentrückenden Trauer erfasst zu werden, einem Zauber gleich. Im Volke glaubt man, dass jeder König durch den Gesang die Schönheit seiner Feenbraut, die ein jeder König stets nur einmal bei der Hochzeit zu Gesicht bekäme, besänge. Sei doch das Antlitz der hohen Feengeister eigentlich nicht für das Menschenauge bestimmt.

 

 


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